Sustainable Smart Industry – Wie können wir Wertschöpfung nachhaltig betreiben?

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Expertinnen und Experten erläuterten bei acatech am Dienstag am 7. Mai 2019 in Nürnberg, wie die Sustainable Smart Industry gestaltet werden muss, damit Umwelt, Soziales und Wirtschaft einen harmonischen Dreiklang ergeben (Quelle: acatech).

Nürnberg, 10. Mai 2019

Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Industrie sind essenziell auf dem Weg zu einer Sustainable Smart Industry. Doch ist diese Vision schon Realität? Diese Frage diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von acatech am Dienstag am 7. Mai in Nürnberg. Einig waren sie sich darin, dass für die Transformation hin zu einer Sustainable Smart Industry ein Paradigmenwechsel erforderlich ist: weg vom risikoorientieren Denken hin zum chancenorientierten Denken. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem CMTS statt.

Markus Beckmann (Lehrstuhl für Nachhaltigkeitsmanagement, FAU), Marion Merklein (Lehrstuhl für Fertigungstechnologie, FAU) und Kathrin Möslein (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Innovation und Wertschöpfung, FAU) erläuterten bei acatech am Dienstag, wie die Sustainable Smart Industry gestaltet werden muss, damit Umwelt, Soziales und Wirtschaft einen harmonischen Dreiklang ergeben.

Neben ökonomischen auch ökologische und soziale Verbesserungen vorantreiben

Zu Beginn gab Kai-Ingo Voigt (Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Industrielles Management, FAU) einen kurzen Impulsvortrag und stellte ein aktuelles interdisziplinäres Forschungsprojekt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zum Thema vor. Ein zentraler Bestandteil des Projektes ist, dass man neben der ökonomischen Komponente auch die sozialen und ökologischen Aspekte einer Smart Industry einbezieht und analysiert. Die aktuellen empirischen Ergebnisse deuten darauf hin, dass durch Sustainable Smart Industry eine Verbesserung in allen drei Bereichen möglich ist. Jetzt gilt es zu erforschen, wo und wie diese Potentiale gehoben werden können – und wo mögliche Zielkonflikte und bisher unbekannte Folgeeffekte auftreten könnten.

Unternehmen müssen mehr wagen und möglichst spezifisch in der Anwendung sein

Marion Merklein betonte direkt zu Beginn der Diskussion, dass Sustainable Smart Industry bereits in allen Industrien in Deutschland vertreten ist, aber es sich lediglich um Einzelbeispiele und Leuchtturmprojekte handelt. Die Realität sieht oft anders aus: Auch wenn das Interesse da ist, mangelt es an Unternehmen und Personen die bereit sind, Risiken einzugehen und visionär zu handeln. Die Komplexität als Ganzes ist oft eine Hürde, die Unternehmen überspringen müssen, indem sie punktuell und gezielt aktuelle Technik einbinden und entwickeln.

Ökosysteme, dezentrales Denken anhand von Wertversprechen und mehr Mut zur Kooperation

Eine weitere Herausforderung ist der Paradigmenwechsel, welcher laut Kathrin Möslein bisher auf sich warten lässt. Unternehmen denken oft noch zu zentral, zu kleinteilig und zu sehr in den eigenen Systemgrenzen. Daher fordert sie ein Umdenken der beteiligten Akteure – denn Sustainable Smart Industry soll nicht Kontrollverlust bedeuten, sondern, dass sich die Beteiligten aufeinander einstellen und miteinander kooperieren, da nur so neue, visionäre Geschäftsmodelle und Wertversprechen möglich werden können. Vergleichen kann man dies mit einem Ökosystem, in dem die wechselseitige, dezentrale Organisation im Vordergrund steht und nicht das einzelne, zentrale Denken.

Industrie und Technik sind nie Selbstzweck, sondern Mittel um Nachhaltigkeitsprobleme zu lösen

Markus Beckmann weist darauf hin, dass kein Automatismus besteht, dass eine Sustainable Smart Industry zwangsläufig eine nachhaltige Wirtschaft erzeugt. Jedoch bietet sie Chancen, externe Effekte und negative Konsequenzen der heutigen industriellen Wertschöpfung abzumindern und somit zu einer nachhaltigeren Produktion in vielen Bereichen beizutragen. Auch die aktive Orientierung an den Nachhaltigkeitsproblemen, die eine Anwendung von Industrie 4.0 Technologien besser lösen kann als es zuvor möglich war, trägt zu einer positiven Zielvorgabe bei. Konkret nannte Markus Beckmann den Einsatz von moderner und vernetzter Sensortechnik bei der Düngung in der Landwirtschaft, um umweltschonender wirtschaften zu können.

Akzeptanz entsteht durch Vertrauen und Kompetenzaufbau

Soziale Aspekte dürfen beim Wandel hin zur Sustainable Smart Industry nicht vernachlässigt werden. Die Menschen müssen eingebunden werden – etwa im Hinblick auf mögliche Arbeitsplatzverluste oder geänderte Anforderungen an den Arbeitsplatz. Dabei ist es wichtig, Ängste ernst zu nehmen und die universitäre und schulische Lehre auf allen Ebenen an die Veränderungen anzupassen. Somit wird das Lernen neben der Arbeit in Zukunft genauso dazugehören wie die Erweiterung der schulischen Bildung unter Einbeziehung der neusten Ansätze der Industrie 4.0.

Paradigmenwechsel hin zu chancenorientiertem, kooperativem Denken ist notwendig

In Zukunft zeichnet sich eine stärkere Mischung der Altersschichten durch Technologiekompetenz ab. Zudem sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich einig, dass durch eine höhere Technologiekompetenz bei Unternehmen in Zukunft Ressourcen eingespart werden können. Für die Transformation hin zu einer Sustainable Smart Industry ist jedoch ein Umdenken weg vom risikoorientieren Denken, hin zum chancenorientierten Denken, notwendig, betonte Siegfried Russwurm (acatech Präsidium) in seinem Schlusswort.

Moderiert wurde das Podium von Marc-Denis Weitze aus der acatech Geschäftsstelle.